Was ist los mit den Menschen. Alle meckern. Aber niemand unternimmt etwas dagegen. Jeder weiß, das kann nicht sein, aber man vertraut darauf, dass alles in Ordnung kommt. Würde die heutige Generation vor 30 Jahren gelebt haben, würde die Mauer wahrscheinlich noch stehen.

Immer wenn eine Lage akzeptiert wird, setzt man Stück für Stück eins drauf. Vor 60 Jahren, als 2 deutsche Staaten gegründet wurden hieß es, dass es zunächst nur Besatzungszonen gibt, später folgten Schlagbäume und Durchlass ausschließlich für Pendler. Dann kamen Stacheldraht, Zäune, bis schließlich eine Mauer dastand. In den 30ern war es genauso. Hätte man sofort von KZ berichtet, wäre ein Aufschrei erfolgt. Aber so wurden zunächst nur Juden gemieden. Später mussten sie einen Stern tragen. Dann wurden Geschäfte demoliert und auch Sympathisanten angegriffen. Das ging Stück für Stück weiter bis zur Deportation. Es hat sich dabei eine aufbauende Akzeptanz in der Gesellschaft entwickelt. Eine Form der Bequemlichkeit, mit der man Probleme immer weit wegschiebt. Was interessiert mich das Elend anderer, solange es mir gut geht? Flüchtlinge, Obdachlose, Coronakrankesolange, alles weit weg. Was interessiert mich die Insolvenz meines Lieblingsitalieners. Es macht schon sicher ein neuer auf. Probleme, die uns nicht direkt betreffen, wie ein Böllerverbot, interessieren uns nicht.

Nehmen wir den BER. Jedes Jahr wurden wir weiter vertröstet. Jedes Jahr waren die Gazetten voll von neuen Mängeln. Und jedes Jahr war den Leuten egaler, ob das Projekt jemals fertiggestellt wird. Als es dann endlich soweit war, nahmen es die Leute achselzuckend hin. Das große Finale blieb aus, und nun ist dort coronabedingt kaum Betrieb. Corona ist sowieso das aktuellste Beispiel, was der Mensch alles mit sich machen lässt. Jede Woche neue Einschränkungen der Grundrechte. Und der Bürger meckert zwar kurz, macht aber mit. Selbst die Querdenker haben vor Monaten noch erfolgreich gegen ein Demonstrationsverbot geklagt. Schließlich ging es um ein Grundrecht, welches man nicht durch bloße Vermutung, die Leute würden keine Masken tragen, einschränken dürfe. Zum Jahresende passierte das gleiche wieder. Es sind die gleichen Gründe für das Demonstrationsverbot. Aber mittlerweile nimmt das auch die Querdenken-Initiative klanglos hin. Von der Geschäftsschließung zur umsatzkräftigsten Zeit des Jahres, vom Böllerverbot an bestimmten Plätzen, von der Einschränkung der Bewegungs-, der Meinungs- und Handlungsfreiheit könnte man hier stundenlang schreiben. Das erleben wir täglich. Und wir sehen auch die vielen Gegenbeweise gegen politikgemachte Behauptungen. Wir sehen öffentlich-rechtliche und private Sender, die gegen die Maßnahmen berichten, die Experten interviewen, die den Lockdown für falsch halten. Wir sehen Ärzte, die fehlerhafte Zahlen anprangern und eine geringere Sterblichkeit als in den Vorjahren bezeugen. Wir sehen Mathematiker, die eine exponentielle Ausbreitung erklären, gleichzeitig aber feststellen, dass wir die gar nicht haben, weil eben nicht jeder, mit dem man in Kontakt gerät, am Virus erkrankt. Die Reproduktionszahl liegt im Durschnitt unter 1. Krankenhäuser berichten hingegen von geschlossenen Abteilungen, weil eine Schwester sich infiziert hat und gleich 20 Kollegen mit in Quarantäne gehen mussten. Deswegen wechselt auch die Auslastungsampel gelegentlich auf Rot, ohne, dass es an der Vielzahl der Patienten liegt. Der Mangel am Betten ist es nicht, sondern der Mangel an Personal, hervorgerufen durch einen politischen Sparkurs im Gesundheitssektor. Über all das haben andere Medien bereits zur Genüge berichtet, und jeder kann für sich selbst entscheiden, welcher Version von Experten er glauben möchte.

Ich möchte hier nur die Frage stellen, warum die Leute, trotz der vielen gegenteiligen Meinungen, trotz der Möglichkeit sich beim Bundesamt für Statistik direkt zu informieren, trotz der ständigen Einschränkungen dennoch alles mit sich machen lassen. Schlimmer noch. Sie stellen sich selbst als bessere Menschen auf und denunzieren andere, die nicht nach den zweifelhaften Regeln spielen. Das ist genau diese Situation, in der man eine Mauer aufbauen könnte und mit genügend Begründung und Druck durch die geblendeten Mitmenschen würde das auch heute noch funktionieren. Das ist genau die Mentalität, mit der vor 80 Jahren KZ gebaut werden konnten. Es war ja nicht vor der eigenen Haustür. Und wenn der Nachbar nachts von der Gestapo abgeholt wurde, dann war er bestimmt selbst Schuld dran. Das ist pseudo-soziales Verhalten, wo manch einer sich so systemtreu glaubt, dass der Nachbar in vorauseilendem Gehorsam angezeigt wird weil er Geflüchtete versteckt, bzw. wo Maskengegner angezeigt oder private Partys gemeldet werden. Nein, werden jetzt einige aufschreien. Das kann man ja nicht miteinander vergleichen. Doch! Das kann man. Wehret den Anfängen, wird einem im Geschichtsunterricht immer so eindinglich eingehämmert. Und hier geht es um fundamentale Rechte. Vor 10 Jahren haben wir noch auf China gezeigt, weil dort Kameras im öffentlichen Raum aufgestellt waren. Heute ist das auch bei uns schon Normalität. Und wenn wir heute wieder nach China zeigen, weil es dort Social Scoring gibt, dann warten wir doch mal, wie es in Deutschland in 10 Jahren aussieht. George Orwell hätte sich das in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Also ja. Man kann es vergleichen. Und jede Grenze, die wir überschreiten, ist ein Schritt zu einer neuen Gesellschaft. Wir leben mittlerweile in einer Dunstwolke des Akzeptierens, des Denunzierens, und es wird immer schlimmer. Jeder möchte sich selbst etwas höher heben. Und wenn es nur die moralische Ebene gegenüber eines Anderen ist. Und damit klafft ein gewaltiger Riss in der Gesellschaft auf. Aber das muss den Einzelnen ja nicht stören.  

Solange es genug Klopapier gibt, solange Netflix neue Serien bringt und der Vertrieb über Amazon funktioniert, solange alle ihre 60 Prozent Kurzarbeitergeld auch ohne Arbeit bekommen ist alles gut. Aber wird die Gesellschaft so weiter funktionieren können? Ist der Reichtum, der 70 Jahre angehäuft wurde nicht irgendwann verbraucht? Stehen wir dann vor einer neuen Inflation?

Ich glaube, erst wenn das Internet weg ist, wenn Leute sich wieder selbst informieren müssen, wenn wir wirklich am Boden sind, weil es keinen Strom, kein Essen, keine Sicherheit mehr gibt. Erst dann werden die Leute anfangen sich zu sträuben. Aber solange stellt man sie ruhig, gibt ihnen häppchenweise Informationen und belustigt sie mit Brot und Spielen wie im alten Rom.  Man möchte meinen, wir leben in einer Matrix, und wir haben wie selbstverständlich die blaue Pille genommen.                

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