Vor 10 Jahren prägte Neil MacGregor den Begriff “Mahnmal der eigenen Schande”, einen Satz, den zuvor schon Rudolf Augstein vom Spiegel benutzt haben soll. Aber wenn das von der falschen Person zitiert wird, ist es natürlich ein Skandal.
Heute setzt Berlin noch eins drauf und erklärt den Tag der eigenen Niederlage zum Feiertag. Perverser kann man mit dem Leid der Menschen nicht umgehen, die nach 1945 wie Vieh, wie Subjekte zweiter Klasse durch die Landen getrieben, ermordet, geschunden und vergewaltigt wurden. Nein! Eine Befreieung war es für die Deutschen nicht. Befreier zerstören und plündern nicht das “befreite” Land. Zwanzig Millionen Deutsche wurden vertrieben, 2 Millionen nach dem Krieg ermordet. Darüber reden durfte man nicht, wir waren schließlich das Tätervolk. Das dann auch noch zu feiern fällt vielen sichtlich schwer.
Es mag für die Welt ein Tag der Befreiung gewesen sein. Für die Deutschen war es das nicht. Sie wurden besiegt. Besiegt nach einem Krieg, den sie selbst mitzuverantworten hatten. Man kann es Karma nennen, dass das Leid, welchen sie anderen zuführten, nun auch ihnen wiederfahren sollte. Ist das gerechtfertigt? Da wird jede Seite der Kriegsparteien etwas anderes erzählen. Aber 80 Jahre später kommen immer neue Greueltaten ans Licht, die die heroischen Sieger in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und dass wir überhaupt weiterleben durften hing auch nur an der Überzeugung einiger Verhandler. Man hatte ganz andere Pläne mit uns (Truman).
Heute ist es eine neue Welt. Eine Welt, die endlich aufhören muss, etwas zu verschleiern oder umzudichten oder vorzuverurteilen. Der Blick muss in die Zukunft gerichtet sein, dass so etwas nie wieder geschieht und das gelingt nicht mit Geschichtsverdrehung. Wer die Zukunft vor solchen schrecklichen Kriegen bewahren will, muss selbstkritisch sein und ehrlich zu seiner Vergangenheit.